Hunderte von
Augenpaaren, die hoffnungsvoll, traurig und resigniert dreinblicken, wartend
darauf, liebevoll gestreichelt zu werden. Hunde streunen auf der Suche nach
Futter durch die Straßen von Mindelo wie Schatten, die niemand sieht. Es ist
beeindruckend zu sehen, wie sie allein an einer Ecke sitzen bleiben und voller
Respekt auf ein Stückchen Brot warten.
Inmitten all dem
ist SIMABO, was auf Kreolisch „so wie du“ bedeutet, aktiv. Denn diese Lebewesen
brauchen Liebe, Nahrung und Pflege genauso wie wir.
Silvia und Paolo
haben SIMABO mit viel Mut in Mindelo gegründet. Sie beide vollbringen Wunder,
zusammen mit all den Personen, die jeden Tag mit ihnen arbeiten, all den
Helfern, die sich freiwillig dazu entschieden haben, zu helfen, so wie auch ich
mich entschieden habe, zu helfen. Die Hilfe dieser Menschen ist unerlässlich
und von großer Bedeutung. Es sind Menschen wie Susan, die jeden Tag mit großer
Geduld und Liebe mit allen Hunden auf den Straßen Mindelos spazieren ging,
zusammen mit meinen Kindern Richard und Scarlett. Ich werde niemals den
Ausdruck in den Augen der Hunde vergessen, wenn sie Susan mit der Leine kommen
sahen!
Traumatisch, weil
wir unsere ganze Energie aufbringen mussten, um die Dutzenden von tierischen
Patienten mit sehr begrenzten Ressourcen klinisch und chirurgisch zu versorgen.
Hilfen zur Diagnosestellung gab es nicht: wir konnten nur unseren Händen
vertrauen, unseren Augen, Nasen und der Erfahrung, die wir haben. Auf diese
Weise konnten wir Leben retten.
Erhellend, denn
dadurch dass wir diese Einschränkungen erlebt haben, wissen wir Dinge noch mehr
zu schätzen – Dinge die wir vorher als selbstverständlich betrachtet haben,
z.B. Wasser aus dem Wasserhahn, die aber in Wirklichkeit ein großes Glück sind.
Arzneimittel, Reinigung und Achtung der Rechte von Tieren sind in Italien ganz
normal. Leider sind diese Dinge nicht normal auf Kap Verde.
Tiefgründig, weil
wir für ein Lächeln arbeiten – das Lächeln jedes der Dutzende von Kindern, die
jeden Tag an der Tür von SIMABO warten, um ihre Hunde zu besuchen. Dies ist
mehr als Arbeit, es ist Freiheit – die Freiheit einem Kind sein Lächeln wieder
zu schenken, ein Lächeln aus unberührtem Herzen.
Im Folgenden
eines der vielen Erlebnisse während meines Aufenthaltes, das es verdient,
erzählt zu werden:
Am zweiten Tag
unseres Aufenthalts war eine mittelgroße Hündin unser Patient. Sie schien von
einem Auto angefahren zu sein und hatte Wunden am ganzen Körper, ein
gebrochenes Vorderbein und litt offensichtlich an Schmerzen. Sie jaulte ohne
Unterbrechung. Bei der Untersuchung wurde uns schnell klar, dass sie Jungen
haben musste, da sie Milch hatte und es andere Anzeichen gab. Wir vermuteten,
dass sie ihre Jungen versteckt hielt, während sie sich auf die Suche nach
Futter gemacht hatte, und dann angefahren wurde.
Im Laufe der Zeit
merkten wir, dass unsere Intuition richtig zu sein schien: die Hündin versuchte
immer wieder, loszulaufen, obwohl sie ein gebrochenes Bein hatte. Wir taten
also, was sie wollte und ließen sie langsam loslaufen, damit sie uns zu ihren
Welpen führen konnte. Allerdings konnte sie nicht mehr als ein paar Schritte
tun. Ich habe noch nie so viel Traurigkeit in den Augen eines Tieres gesehen:
sie hatte sich in einer Ecke zusammengekrümmt hingelegt, wie ein totes Tier,
trotz Schmerzmitteln, Fürsorge und Zuneigung. Doch am dritten Tag hörten wir
plötzlich Geräusche aus ihrem Käfig. Unsere Hündin bellte und schlug gegen die
Käfigür, trotz der Schmerzen in ihrem gebrochenen Bein. Wir öffneten ihre
Käfigtür und sie schleppte sich bis zur Eingangstür, in Richtung all der
Personen, die dort auf unsere Hilfe warteten. Wie wir jetzt sahen, befanden
sich unter ihnen auch zwei Kinder, die je zwei Welpen in ihren Händen hielten.
Es waren die Welpen unserer Hündin! Die Kinder hatten die Welpen gefunden und
zu SIMABO gebracht, da sie nicht wussten, was sie mit ihnen tun sollten und unsere
Hündin hatte sie dort aus mehreren Metern Abstand erkannt. Sofort nahm sie die
Welpen an sich, trotz der Schwierigkeiten mit ihrem gebrochenen Bein. Sie
leckte ihre Welpen sorgfältig und legte sich hin, um sie zu füttern.
Es waren fünfzehn
intensive Tage, mit außergewöhnlichen Menschen, die ihr Leben widmen, um zu
versuchen zu helfen und die Situation zu verändern - eine Situation, die so schwierig ist, dass sie
fast unglaublich wirkt, aber dennoch sehr real ist. Doch in der kurzen Zeit, die ich in Mindelo
verbrachte, erkannte ich, dass eine Änderung der Situation nicht unmöglich ist.
Mit genug Hilfe kann eine Menge getan werden.
Der Weg, den wir
genommen haben, ist für uns zweifellos der richtige. Es bleibt die Hoffnung, dass es eines Tages
eine Veränderung geben wird. Tag für Tag erneuert sich das Gefühl der Kinder in
Bezug auf Ihr Haustier und zeigt konkret, dass alle Tiere so behandelt werden
können, dass ihnen ein würdevolles Leben neben Menschen gewährleistet werden
kann. Danke dafür, SIMABÔ.
Ein Dankeschön auch
an Almo Nature, die mir die Möglichkeit gegeben hat Dr. Rossana Raineri
personlich kennen zu lernen. Sie hat vor Ort mit großem Engagement, Professionalität
und Erfahrung die therapeutischen Protokolle etabliert, die die Arbeit der
freiwilligen Tierärzte leitet. Diese Protokolle wurden den örtlichen
Bedingungen auf Mindelo angepasst.
Ein besonderer
Dank an meine Kinder, die während dieser Erfahrung sehr mutig und mir oft die
Kraft weiter zu kämpfen gegen haben.
Ciao Ben Ten,
ciao To Jo, ciao Biondo, ciao Alux, ciao Diana, ciao Beach, ciao Mirandigna,
ciao Manka.
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